Design und Dekor treppe für kinder
Was tun, wenn mein Kind einfach nicht hört, völlig ausrastet oder sich immer wieder daneben benimmt? Lange hat das TV-Format „Super-Nanny“ eine Erziehungsmethode propagiert: die „Stille Treppe“. Hier muss das Kind als Strafe für einige Zeit alleine an einem stillen Ort, zum Beispiel der Treppe, Platz nehmen. Jetzt hat die Super-Nanny, Pädagogin Katia Saalfrank, sich in einem Beitrag bei Focus-Online vehement von dieser Methode distanziert und sie „destruktiv“ genannt. Durch eine solche Strafe werde das Kind „gekränkt, abgewertet und gedemütigt.“ Weiter argumentiert sie, dass Bestrafungen in der Erziehung an sich überflüssig seien. „Wenn Eltern auf Konflikte mit Konsequenzen reagieren, machen sie ihr Kind hilflos und ohnmächtig.“
Aber geht das überhaupt, eine Erziehung ohne Strafen? Können Kinder Regeln lernen, wenn ihnen keine realen Folgen sondern nur verbale Kritik droht, falls sie Grenzen überschreiten? Führt das nicht zum totalen Chaos?
„Strafen gehören in der Erziehung dazu“, sagt Heidemarie Arnhold vom Arbeitskreis Neue Erziehung e.V. (ANE), „nicht als Mittel, um die Kinder zu blamieren oder zu demütigen, sondern als Lernprozess, als Teil ihrer Persönlichkeitsentwicklung.“ Schließlich lebten Kinder in unserer Gesellschaft. Und diese sei ohne ein Regelsystem mit Strafen nicht vorstellbar. Auch Kinder sollten deshalb im Kleinen Schritt für Schritt lernen, dass es Grenzen gibt und mögliche Konsequenzen folgen, wenn man sie übertritt.
Entscheidend sei natürlich, wie die Strafen vermittelt würden und welche Art von Bestrafung erfolge. „Strafen sollten niemals willkürlich oder in einem Moment der Rage gesetzt und dann um jeden Preis durchgezogen werden“, sagt Arnhold. Auch Eltern rasteten mal aus, und es sei klar, dass es sie verletze, wenn das Kind Regeln breche. Dann aber spontan irgendetwas anzudrohen, wie zum Beispiel „Wenn du jetzt nicht aufräumst, dann gibt’s kein Sandmännchen“, das sei der falsche Weg. Den Kindern müsse vorher klar vermittelt werden, was passiert, wenn sie bestimmte Grenzen (zum wiederholten Male) übertreten.
Auch wenn es schwer fällt: Im Moment der Wut sollte man ruhig bleiben.
imago/Westend61
Jede Familie habe dabei ihr eigenes Regelverständnis – das oft auch kulturell geprägt ist. Welche Folgen es wann gebe, das werde in jedem Familienverbund individuell festgelegt. „Eine Strafe sollte aber auf jedem Fall dem Alter angemessen sein und vom Kind nicht als ungerecht empfunden werden“, sagt Pädagogin Arnhold.
Im Idealfall solle sie auch einen Bezug zur „Tat“ haben. Wenn etwa die Tochter wiederholt von einem Besuch bei der Freundin zu spät heimkomme, und vorher mehrfach klar vermittelt worden sei, dass das nicht in Ordnung wäre, dann sei etwa ein einmaliges Besuchsverbot eine mögliche passende Konsequenz. Anschuldigungen wie „immer machst du“ oder „nie tust du“ sollte man in solchen Konfliktsituationen allerdings grundsätzlich vermeiden.
Und was ist nun mit der Bestrafungsmethode der „Stillen Treppe“? In der Form des „in-die-Ecke-Stellens“ lehne sie das auf jeden Fall ab, sagt Arnhold, „das beschämt und erniedrigt das Kind“. Setze man sich aber zum Beispiel in Ruhe zum Kind dazu, könne das auch die Chance für ein Gespräch eröffnen.
Überhaupt sollten Eltern (rund um Konflikte) sehr viel mit ihrem Kind sprechen. Und zwar gerade, nachdem der Dampf verflogen ist und sich die Gemüter beruhigt hätten. Sie könnten einfach auch einmal fragen: Warum hast du das gemacht? Um besser zu verstehen, woher der Aufstand kam. Es gehe hier auch darum, unterschiedliche Interessen zu akzeptieren, also die Bedürfnisse und Perspektiven des Kindes zu respektieren. Bei etwas älteren Kindern sei auch ein gedanklicher Rollentausch möglich – das Kind zu fragen: Wie fändest du es denn, wenn ich immer meine dreckigen Sachen auf dein Bett werfen würde?
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Im Wust der täglichen Konflikte dürften Eltern aber nie vergessen, dass Regelverstöße einfach dazugehören. „Kinder überschreiten Grenzen, das ist Teil ihres natürlichen Entwicklungsprozesses“, so Heidemarie Arnhold. Die besondere Herausforderung daran sei, dass es ein fortlaufender Prozess ist. Grenzen würden sich stetig verschieben, je älter Kinder werden. Die Kleinen müssten also immer wieder testen, verstehen und lernen, was möglich ist. Und auch die Eltern müssten ständig neu reagieren und ihr Regelsystem erweitern. „Das Spannende daran ist: Eltern lernen dabei mindestens genauso viel wie ihre Kinder.“
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