Für ein modernes Zuhause Gestaltungsideen poco esstisch mit stühlen
Der Teppichboden ist verlegt, das neue Ledersofa samt passenden Sesseln dekorativ im Raum platziert, die Schrankwand aufgebaut. Doch schon an den ersten Tagen wird das erhoffte Familienglück in den neuen vier Wänden getrübt: Dem Kind tränen die Augen, die Mutter wird von Niesanfällen geplagt, und der Vater klagt über Kopfschmerzen.
Ein Szenario, das sich immer wieder unter deutschen Dächern abspielt. Denn neue Teppiche und Möbel sind oft voller Schadstoffe. „Die gesetzlichen Vorgaben reichen nicht aus, um emissionsarme, gesundheitsverträgliche und geruchsneutrale Möbelstücke zu garantieren“, sagt Kerstin Etzenbach-Effers, Chemieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Regelmäßig suchen Verbraucher die Beratungsstellen auf oder holen sich dort telefonisch Rat, weil ihre Augen brennen, der Kopf schmerzt oder Schlaf- und Konzentrationsstörungen eintreten, nachdem sie neue Möbel in ihr Heim gestellt haben. „Wir bekommen häufig Anfragen zu diesem Themenkomplex“, sagt Etzenbach-Effers.
Das ist nicht überraschend: Regale, Schränke, Stühle und Tische, Polstermöbel und Teppichböden können in ihren Hölzern, Kunststoffen, Klebern und Lacken eine Vielzahl von gesundheitsgefährdenden Mitteln enthalten, die mit der Zeit freigesetzt werden. „Die Luft in Innenräumen ist oftmals stärker mit Schadstoffen belastet als die Luft im Freien“, hatten das Umweltinstitut München und das Referat für Gesundheit und Umwelt der bayerischen Landeshauptstadt bereits 2005 ermittelt.
Die damalige Erkenntnis dürfte heute, immerhin neun Jahre später, noch immer auf viele Haushalte zutreffen – „insbesondere, wenn darin Einrichtungsgegenstände aus Holzspanplatten zu finden sind“, sagt Uta Maria Schmidt, Wohnexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Denn die 1932 vom Karlsruher Unternehmer Max Himmelheber erfundenen Platten bestehen zu rund 50 Prozent aus Klebstoffen, die meist Formaldehyd enthalten. Das Aldehyd zählt zu den wichtigsten Grundstoffen der Chemieindustrie, hat es aber in sich: Formaldehyd kann bei hoher Konzentration in der Raumluft Augen, Haut und Atemwege reizen. In den USA ist Formaldehyd seit 2011 als krebserzeugend eingestuft, seine Nutzung wurde stark eingeschränkt.
In Deutschland hingegen gilt der Stoff nur als krebserregend. Ein bereits 1977 vom Bundesgesundheitsamt empfohlener Richtwert von 0,1 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft für Innenbereiche wurde nie verschärft. Zwar hätten viele Hersteller den Anteil des Aldehyds in Möbeln aus Spanplatten in den vergangenen Jahren deutlich reduziert, sagt Schmidt. „Wenn jedoch mehrere Möbelstücke zusammen in einem Raum stehen, addieren sich die Ausgasungen.“
Insbesondere in neuen, massiv gedämmten Häusern können sich die Schadstoffe in der Raumluft stark anreichern. Das zeigt eine Untersuchung des Umweltbundesamtes. Danach wird in älteren, weniger stark gedämmten Häusern und Wohnungen die Luft eines Raumes bis zu zweimal pro Stunde ausgetauscht.
Hingegen liege „in Gebäuden, die nach der Energieeinsparverordnung errichtet sind, der Luftaustausch teilweise weit unterhalb eines halben Raumvolumens pro Stunde“, schreiben die Wissenschaftler. „Mehrmals am Tag sollten deshalb die Zimmer intensiv gelüftet werden“, sagt Schmidt.
Um sich weitgehend vor Schadstoffen zu schützen, empfiehlt die Expertin, beim Kauf von Möbeln unbedingt auf Produkte mit den Gütesiegeln „Blauer Engel“, „Goldenes M“, „LGA-schadstoffgeprüft“ oder „ÖkoControl“ zu achten.
„Zwar sind auch die damit ausgezeichneten Produkte nicht schadstofffrei“, sagt die Expertin. „Die Siegel garantieren aber, dass bei den Schadstoffemissionen Richtwerte eingehalten werden, die noch unterhalb der gesetzlich zulässigen Grenzwerte liegen.“
So dürfen beispielsweise das von der Gütegemeinschaft Möbel vergebene „Goldene M“ nur Produkte tragen, die maximal 0,05 Mikrogramm Formaldehyd per Kubikmeter Raumluft emittieren. Noch etwas schärfer ist der Grenzwert beim „ÖkoControl“-Siegel des Eco-Instituts mit 0,04 Mikrogramm.
Das bekannteste aller Prüfsiegel ist der seit dem Jahr 1978 vergebene „Blaue Engel“. Am Vergabeverfahren beteiligt sind das Bundesministerium für Umwelt und das Umweltbundesamt. Entgegen der landläufigen Meinung ist aber letztlich auch der „Blaue Engel“ kein Zeichen, das einem Produkt eine vollständige Unbedenklichkeit bescheinigt.
„Vollkommen schadstofffreie Möbel kann es gar nicht geben“, sagt Wolfgang Plehn, Leiter des Fachgebiets stoffbezogene Produktfragen beim Umweltbundesamt. „Bei einer genauen Analyse können in jedem Material zumindest winzige Spuren von Schadstoffen nachgewiesen werden.“
Dies gelte auch für Vollholzmöbel. „Kiefernholz enthält von Natur aus in seinen Harzen und Ölen Terpene“, sagt Plehn. „Aus den Ölen entstehen als Spaltprodukte darüber hinaus Aldehyde.“
Terpene sind chemische Verbindungen, die als Lösungsmittel in Lacken und Klebern eingesetzt werden. Wegen ihres natürlichen Vorkommens werden aus Terpenen hergestellte Produkte häufig als „Bio“-lacke, -farben, -öle oder -wachse deklariert, um eine gute Verträglichkeit zu suggerieren.
Doch diese Annahme führt in die Irre. Bei höherer Konzentration in der Raumluft können die ätherischen Öle die Atem- und Verdauungswege reizen, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen hervorrufen.
Wie stark die Ausdünstungen sind, hängt schließlich auch davon ab, zu welcher Jahreszeit und an welchem Standort Nadelbäume gefällt werden. „Wird eine besonders harzreiche Kiefer geschlagen, kann ihr Holz höhere Konzentrationen an Aldehyden und Terpenen ausgasen als die Anforderungen des Blauen Engels zulassen“, sagt Plehn. Häufig könnten in solchen Fällen jedoch durch das Auftragen einer geeigneten Lackierung die Emissionen so weit gemindert werden, dass das Möbelstück die Grenzwerte dennoch einhält.
Laubholz wie Buche und Eiche enthält zwar keine Terpene und kaum Aldehyde. „Dafür können diese Hölzer aber Essigsäure emittieren“, sagt Plehn. Eichen sondern darüber hinaus auch Lohe ab, einen Stoff, der früher zum Gerben von Leder verwendet wurde. Sowohl Essigsäure als auch Lohe kann bei Menschen, die empfindlich auf diese Stoffe reagieren, die Atemwege reizen.
Laut Made-in-Country-Index ist das Gütesiegel „Made in Germany“ bei Verbrauchern weltweit am beliebtesten. Die Deutschen punkten demnach besonders mit hoher Qualität und hohen Sicherheitsstandards.
Quelle: N24/ Ole Kämper
Auch Polstermöbel und Teppiche, deren Wollanteile mit Mottenschutzmitteln behandelt sind, bekommen den „Blauen Engel“, wenn deren Emissionen unterhalb der Grenzwerte liegen. „Wenn Sofa und Sessel frei im Raum stehen, sollten Verbraucher Produkte wählen, die ohne Mottenschutzmittel geliefert werden“, sagt Plehn.
Lediglich Polstermöbel, deren Rückseite an einer Wand lehnen, seien durch die sich von Tierhaaren ernährenden Nachtfalter gefährdet. „Im Schutz der Wand können die Weibchen in Ruhe ihre Eier ablegen“, sagt der Experte. Die geschlüpften Larven ernähren sich von den Wollfasern.
Skepsis sei grundsätzlich bei Billigmöbeln angebracht. „Diese werden häufig in Osteuropa und China produziert, wo es keine vergleichbaren gesetzlichen Schadstoffbestimmungen gibt wie in Deutschland“, sagt Verbraucherschützerin Schmidt.
Zwar kontrolliere der Zoll stichprobenartig Waren, die aus diesen Ländern eingeführt werden. „Eine hundertprozentige Sicherheit, dass diese Möbel den deutschen Bestimmungen entsprechen, haben die Konsumenten allerdings nicht.“
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