Ideen granitplatten treppe
Erwin Bienewald hat die Nase voll. Seit vier Monaten sperrt ein Bauzaun vor der Eingangstür zum Bowling-Center die Treppe zur Unterführung ab. Kunden und Beschäftigte müssen den Zebrastreifen nutzen, um die Straßenseite zu wechseln. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Maribondo-da-Floresta-Stiftung hat sich nun über den scheinbaren Dauerzustand bei der Stadt beschwert. Bienewald bietet an, die Kosten für eine Notreparatur der Treppe zu übernehmen. Gleichzeitig müsste der Zebrastreifen vor dem heutigen Freizeit-Center restauriert werden, schlägt er in einem Frustbrief an Bürgermeister Torsten Rohde vor. Ganz so einfach scheint die Sache aber nicht zu sein, wie sich nun herausstellte.
„Eine Besichtigung hat ergeben, dass das Wiederankleben der Platten nicht möglich ist, da der Unterbau zerstört und nicht tragfähig ist“, teilt der Fachbereichsleiter Bauen und Stadtplanung, Frank Wiesner, auf das Schreiben von Bienewald mit. Eine Ausführung durch den städtischen Baubetriebshof sei nicht möglich, so die Erkenntnis. „Die gesamte Treppe einschließlich Podeste müsste instand gesetzt werden.“ Um die Kosten neu zu fixieren, hatte eine Fachfirma gestern das Bauwerk noch mal untersucht. Das Ergebnis steht aus.
Im Brief an Torsten Rohde beschwert sich Bienewald über das gesperrte Bauwerk am Eingang zum ehemaligen Reuter-Gebäude. Bienewald will nicht länger hinnehmen, dass die Treppe am Eingang zum Geschäftshaus auf unbestimmte Zeit gesperrt bleibt. „Für uns ist der gesperrte Zugang zum einen ein hässliches Hindernis und kein freundlicher Empfang für die Gäste unseres Freizeitzentrums“, schreibt Bienewald an die Stadtverwaltung. Außerdem sieht er behinderte Beschäftigte gefährdet, weil sie an einer gefährlichen Stelle die Straße überqueren müssten.
Bienewald kritisiert die Behäbigkeit der Stadtverantwortlichen. Der Problembereich sei der Stadt doch seit Jahren bekannt, unterstellt er. Anlässlich der Neugestaltung des Maribondo-Centers vor sechs Jahren habe eine Begehung stattgefunden. Schon damals sei der Zustand der Treppe als bedenklich eingestuft worden, erinnert er sich. Auch bei einer Veranstaltung zur Zukunft der Bahnhofstraße hätten ihm Stadtvertreter zugesagt, sich um das abgängige Bauwerk zu kümmern. „Geschehen ist seitdem nichts“, stellt Bienewald fest. „Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass immer wieder aufs Neue der Eindruck entsteht, als ende die Stadt an den Bahngleisen“, macht er seinem Ärger Luft.
Die Rolltreppe war nach dem Konkurs des Kaufhauses Reuter im Februar 2006 stillgelegt worden. Das ist mehr als zehn Jahre her. Seitdem ruht das stolze Gerät. Gras sprießt aus den Ritzen, Moos gedeiht in den Fugen. Müll sammelt sich auf den Edelstahl-Stufen, die früher die Kunden ins Kaufhaus trugen. Der Betrieb der Rolltreppe hatte die Stadt jährlich 3500 Euro gekostet, ihre Stilllegung schlug einmalig mit 4200 Euro zu Buche.
Seit Januar ist der Zugang zur Unterführung komplett gesperrt. Auch die Treppe zur Bahnhofsunterführung ist wegen Stufenschäden und Unfallgefahr nicht mehr passierbar. An der Treppe hatten sich Granitplatten aus dem Stufenbett gelöst (wir berichteten). Eine Wand aus Absperrgittern verhindert den Zutritt. Wer zum Bahnhof möchte, muss den Straßenbereich, der direkt an einer Kurve liegt, auf dem Zebrastreifen überqueren.
In unserer Berichterstattung vom 23. Januar hatte Frank Wiesner, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Bauen, angekündigt, eine Fachfirma zu beauftragen. Sie sollte den Schaden reparieren. Die Arbeiten sollten beginnen, sobald die Witterung es zulasse, hieß es damals. Parallel zu den Instandsetzungsarbeiten sollte ein Kostenvoranschlag für den Abbau der Rolltreppe eingeholt werden. Und dieser Kostenvoranschlag für das Entfernen der Rolltreppe liegt nun vor, wie Wiesner erläutert. Ergebnis: Die Kosten liegen im fünfstelligen Euro-Bereich für ein Herausheben und Entsorgen der Rolltreppe. Das völlige Entfernen des Bauwerks wird teurer. „Freistemmen der Rolltreppe und Abbruch der Fundamente werden ebenfalls mit hohen Kosten verbunden sein“, so Frank Wiesner wörtlich. Da beide Maßnahmen im Zusammenhang zu sehen seien, könnten nicht allein die ramponierten Treppenstufen saniert werden. Es bestehe die Gefahr, dass beim Freistemmen der Rolltreppe die Stufen wieder beschädigt würden, so der Fachbereichsleiter. Zurzeit würde man deshalb innerhalb der Verwaltung nach einer Lösung suchen, wie zu verfahren ist. Es gibt Gedankenspiele. Die Frage ist, ob die Rolltreppe entfernt werden soll oder nicht.
Eine Reparatur in Eigenleistung, wie sie Erwin Bienewald in seinem Frustbrief an den Bürgermeister vorgeschlagen hat, sei nicht möglich, heißt es aus dem Rathaus. Frank Wiesner verweist auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt. „Das muss schon eine Fachfirma machen.“ Zum Thema „Zebrastreifen“ kündigt er an, die dortige Verkehrssituation prüfen zu lassen. Eventuell könnten weitere Schilder den Bereich im Sinne der Bürger verbessern. „Bis jetzt ist uns dieser Bereich nicht als Unfallschwerpunkt aufgefallen“, stellt Frank Wiesner fest. „Wir sind bestrebt, dass alle zufrieden sind“, betont der Fachbereichsleiter. „Aber es muss fachmännisch durchgeführt werden.“
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